Gastbeitrag von Susanne Seuffert: Giftköder – ein trauriges, aber wichtiges Thema
Gefährlichen Substanzen können unseren Fellnasen erheblichen Schaden zufügen und im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. In diesem Artikel erfährst du, was Gifte und Giftköder sind, wie du sie erkennen kannst und vor allem, wie du deinen Liebling davor schützen kannst.
Was bedeutet „Gift“? Gefährliche Stoffe erkennen
Fast 90 % der Vergiftungen sind nicht die Folge eines Giftköder-Anschlages, sondern ein Unfall! Hier ein Überblick über mehr oder weniger gängige „Gifte“, die unseren Tieren schaden können und die möglichen Symptome im Ernstfall.
Nahrungsmittel:
Auch „ganz normale Lebensmittel“ können für unsere Tiere giftig sein
Alkohol oder vergorenes Obst
Ethanol – Speicheln, Erbrechen, Abfall der Körpertemperatur, Erhöhung von Herzschlag und Puls, Schwäche bist zu Bewusstlosigkeit
Biomüll oder Schimmel
Mycotoxine (Schimmelgift) – Erbrechen, Durchfall, Zittern bis zu Krämpfen, Ataxie (Koordinations-Schwierigkeiten)
Kaffee/Tee/Energy-Drinks
Koffein/Teein – Erbrechen, Erhöhung und Unregelmäßigkeit von Puls, Herzschlag, Erhöhung der Körpertemperatur, Unruhe, Krämpfe
Lauchgewächse
Allicin, N-Propyldisulfid – Speicheln, Erbrechen, Durchfall, erhöhte Herz-/Puls- und Atemfrequenz, blasse Schleimhäute aber oft gerötetes Zahnfleisch, Schwäche
Macadamia Nüsse
Giftquelle unbekannt – Erbrechen, Fieber, Zittern, unsicherer Gang, steife Gelenke, Schwäche
Nachtschattengewächse (roh) – Tomaten, Kartoffeln, Auberginen…
Solanin – (teilweise blutiges) Erbrechen, Durchfall, Schwäche, Orientierungslosigkeit
Kerne von Steinobst
Blausäure – Erbrechen, Durchfall, Atemnnot, stark gerötete Schleimhäute, große Pupillen, Krämpfe, unkoordinierter Gang
Schokolade
Theobromin – Erbrechen, erhöhte und unregelmäßige Herz- und Pulsfrequenz, erhöhte Atemfrequenz bis zum Atemstillstand, Erhöhung der Körpertemperatur, häufiger Urinabsatz, Unruhe, Zittern, Krämpfe, unkoordinierte Bewegungen
Weintrauben und Rosinen
Giftquelle unbekannt, Blausäure in den Kernen – Appetitlosigkeit, Erbrechen, Durchfall, starker Durst, häufiger Urinabsatz, Schwäche, Ammoniakgeruch aus dem Maul
Zuckerersatzstoffe!!!!!!!
Xilit, Xylitol, Lignit, Birkenzucker, E967 – Erbrechen, schwarzer Kot, erhöhte Herz- und Pulsfrequenz, gelbe Schleimhäute, Schwäche, Zittern, Krämpfe
Weitere giftige Substanzen
Antidepressiva
Giftquelle je nach Mediaktion unterschiedlich – Erbrechen, Durchfall, Fieber, Zittern, unsicherer Gang, Krämpfe, Erblindung
Schwarzpulver – Feuerwerkskörper, Wunderkerzen, Beimengungen in Färbemitteln
Schwefel, Kaliumnitrat – (teilweise blutiges) Erbrechen, Durchfall, Schwäche, Bauchschmerzen, flache Atmung, gelbe Schleimhäute, viel Durst, häufiger Urindrang, Mundgeruch nach Ammoniak, Zittern, Krämpfe, Schokolade
Frostschutzmittel
Ethylenglykol – Erbrechen, Durchfall, Hecheln, übermäßiger Durst und Urinabsatz (im fortgeschrittenen Stadium kaum mehr Urinabsatz), Mundgeruch nach Ammoniak, Schwäche bis zur Bewusstlosigkeit, Koordinationsschwierigkeiten Weintrauben und Rosinen
Herzmedikamente
ACE-Hemmer – starker Durst, häufiger Urinabsatz, Schwäche, Bewusstlosigkeit bis zum Tod
Insekten-Bekämpfungsmittel
Organophosphate,Carbamate – (blutiges) Erbrechen, Speicheln, Durchfall, Bauchschmerzen, erniedrigte Herz- und Pulsfrequenz sowie Körpertemperatur, Atembeschwerden, Stecknadel-Pupillen, tränende Augen, häufiger Urinabsatz, Schwäche, Zittern, Krämpfe, unkoordinierter Gang
Östrogen-Präparate (Pille)
Östrogen – Blutungen, Petechien (auf den Schleimhäuten), blutiges Erbrechen/Durchfall, Nasenbluten, blasse Schleimhäute, Schwäche
Pferdeäpfel
Gefahr Ivermectin (Entwurmungsmittel) – Besonders Hunde mit MDR1 Defekt (Merle, unterschiedliche Augenfarben) – Speicheln, Atembeschwerden, große Pupillen, Zittern bis zur Bewusstlosigkeit, Koordinationsprobleme
Ratten-/Mäusegift
Cumarin – Blutungen, Petechien (auf den Schleimhäuten), blutiges Erbrechen/Durchfall, Nasenbluten, blasse Schleimhäute, Schwäche, Abfall der Körpertemperatur, übermäßiger Durst, „Innerliches Verbluten“
Schlaf- und Beruhigungsmittel
Benzodiazepine – Erbrechen, schwache Atmung, verminderte Kappillarfüllzeit, starke Schläfrigkeit bis zur Bewusstlosigkeit und Herzstillstand
Schmerzmittel
Ibuprofen, Diclofenac (Voltaren!), Paracetamol, Aspirin etc. – (blutiges) Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, häufiger Urinabsatz, Schwäche, Zittern, Krämpfe, unkoordinierter Gang, teerfarbener Kot
Medikamente, die bunten Pillen sind eine Gefahr für Tiere und natürlich auch Kinder!
Haus- und Gartenpflanzen
In einem weiteren Gastbeitrag von Susanne haben wir euch sehr viele Pflanzen nach den Rubriken giftig (im Sinne von tödlich giftig), giftig (im Sinne von: Für einen verdorbenen Magen reichts) und harmlos aufgelistet!
Ein paar besonders giftige Vertreter aus der Botanik:
Amaryllis (Ritterstern) – Buchsbaum – Dieffenbachie (Schweigrohr) – Efeu – Eibe – Engelstrompete (!!!) – Gummibaum (Ficus) – Fingerhut (!!!) -Herbstzeitlose (!!!) – Ilex (Stechpalme) – oft Weihnachtsdeko! – Maiglöckchen (!!!) – Oleander (!!!) – Thuje…
Spezialfall Schokolade
Schokolade – Achtung Theobromin – je dunkler, desto gefährlicher
Da es sich hier um eine relativ häufig vorkommende Vergiftung handelt, hier ein paar genauere Angaben. Basisberechnung für einen 10 kg schweren Hund.
*(Relativ) milder Verlauf: ab 20 mg Theobromin pro kg/KG
**Lebensbedrohliche Symptome: ab 50 mg Theobromin pro kg/KG
***Letale (tödliche) Dosis: ab 100 mg Theobromin pro kg/KG
Das wären dann…..
- Vollmilch 1,5 – 2 mg Theobromin/Gramm – Schokolade (*100g/**300g/***500g)
- Kuvertüre 14 – 16 mg Theobromin/Gramm – Schokolade (*13g/**33g/***66g)
- Zartbitter (70 %) 20 mg Theobromin/Gramm – Schokolade (*10g/**30g/***50g)
- Zartbitter (90 %) 26 mg Theobromin/Gramm – Schokolade (*7g/*23/***38g)
Vergiftung erkennen und richtig reagieren – Alarmsignale:
Allgemeinbefinden
Unruhe oder auch Apathie
Veränderung der Körpertemperatur
Schwäche
Magen-Darm-Trakt
Aufgekrümmter Rücken (Katzenbuckel)
Speicheln, Erbrechen, Durchfall teils blutig
Massiver plötzlicher Mundgeruch (Ammoniak)
Bewegungsapparat und Nerven
Zittern und Krampfen
Koordinationsschwierigkeiten
Veränderung der Pupillen, die sich oft nicht beeinflussen lässt (Licht)
Harntrakt
Massiver Durst (kann auf Nierenversagen hindeuten)
Verstärkter oder stark eingeschränkter Urinabsatz (teils mit Blut)
Erste Hilfe Maßnahmen
Dekontamination
- Giftstoffe im Fell mit viel Wasser abspülen
- Evtl Fell entfernen, wenn es ölige Substanzen
sind - Pulverförmige Stoffe ausbürsten oder auch
absaugen - Keine Reiniger verwenden!
Atemwege freihalten
- Stabile Seitenlage, der Kopf soll überstreckt und der tiefste Punkt sein
Körpertemperatur ausgleichen
- Wärmen oder Kühlen je nach Bedarf
TABU: Künstliches Erbrechen
- Es geht wertvolle Zeit verloren
- Schaumbildende Stoffe können zu Atemproblemen führen
- Das Gift kann beim Erbrechen in die Lunge gelangen und weitere Schäden anrichten
TABU: Flüssigkeiten einflößen
- Milch oder Öle beschleunigen die Aufnahme von fettlöslichen Stoffen massiv
Ausnahme Wasser
- Wenn der Hund großen Durst hat, darf er Wasser trinken so viel er möchte, da großer Durst sehr oft ein Hinweis auf Nierenversagen ist und das Wasser dringend zur Dialyse benötigt wird.
Ich wünsche dir, dass diese Erfahrung dir und deinem Liebling erspart bleibt, aber zögere im Ernstfall nicht zu lange, es kann deinem Vierbeiner das Leben kosten.
Alles Liebe und bleibt gesund
Susanne
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